Von brüllenden Löwen und Rindviechern
Das war schon ein phänomenales Bild – die Bühne der TABU Aula war tatsächlich ein paar Quadratmeter zu klein für die vereinigten Schulchöre aus Sinzig und Bonn.
Am 18. Juni 2019 eröffnete der Unterstufenchor des TABU gemeinschaftlich mit dem Schülerchor des Rheingymnasiums Sinzig, dem Philharmonischen Chor Bonn und dem Neuen Rheinischen Kammerorchester unter der Leitung von Paul Krämer eine neue Welt.
Denn genauso heißt es bei Haydn: Und eine neue Welt entspringt auf Gottes Wort.
Ganz so einfach und prompt erging es den Klassen und Kursen und ihren betreuenden Lehrern an diesem wetterbedingt schweißtreibenden Sommerabend jedoch nicht. Bereits ab der fünften Stunde hatte der Aufbau begonnen, schließlich sollten 140 Musizierende platziert werden. Die Projektausstellung umfasste etwa 20 Stellwände und eine Bodeninstallation aus Stoffbahnen, die das Auseinanderdriften des Universums (Urknall) künstlerisch umsetzte.
Der Abend begann mit der Ursuppe, jener Ansammlung von Teilchen, die mithilfe von Energie unser Universum an das Himmelszelt gepostet hat. Über die chaostheoretische Fraktale ist der Übergang zu Haydns Vorstellung des Chaos, der Ouvertüre der Schöpfung, nur ein kleiner Schritt für einen Mann, aber ein großer Schritt für die …
Immer wieder verwies Paul Krämer auf Haydns Musik, die mit ihren affektiven Mitteln auf die physikalische und religiös-volkstümliche Schöpfungsgeschichte eingeht. Manchmal entstanden dabei sich verrückt überlagernde Bezugs- und Bedeutungsschleifen in Zeit und Raum, wenn beispielsweise die Lehrer die Erschaffung der Rindviecher hören sollten, während sich Haydns Musik in einem kuhglockenläutenden alpinen Wiesenidyll ergeht, das gelinde gesagt Naivität und Einfachheit vermittelt. Welch rückwirkender Aktualitätsbezug, war doch die allgemeine Schulpflicht zwei Jahre vor Haydns Schöpfungsarbeit erst eingeführt worden.
Der Abend wurde abgerundet durch einen brennenden und einleuchtenden Vortrag eines Schülers aus dem neunten Jahrgang des Carl-von-Ossietzky Gymnasiums, der mit den schlagkräftigsten Argumenten - Fakten, sprich Zahlen – auf das Bewahren der Schöpfung zu sprechen kam. Dazu gibt es eine schlechte Nachricht: es muss viel und viel Großes getan werden. Aber es gibt auch eine gute: zu Hause das Licht ausschalten, Geräte vor dem Urlaub ausstecken und öfter mal das Fahrrad nehmen, hilft auch schon.
Ein herzlicher Dank für diesen gelungenen Abend gilt den ausführenden Klassen und ihren Lehrerinnen und Lehrern, Frau Lückge, Frau Hess, Frau Stollenwerk und Herrn Borchardt sowie dem Astronomiekurs der Q1, der 5C, 6C und 8C und der 9C und Herrn Becker für Speis und Trank.
(Text: Mue)